Beschleunigt durch den frühen Tod ihres Radierdruckers Heiner Bunte hat Claudia Berg, nachdem sie ein halbes Künstlerinnenleben lang in ihren Kaltnadelradierungen zusammen mit dem kongenialen Bunte jegliche Schattierung von Grautönen zwischen Schwarz und Weiß ausgelotet hatte, begonnen, farbig zu arbeiten und Probe- und Zustandsdrucke älterer Radierungen, die sie als in ihren Augen nicht gültige Drucke nicht in den Handel gebracht hatte, zu übermalen.
Dabei hat sie – nicht nur für sich – einen völlig neuen Weg gefunden, Malerei und Grafik zusammenzubringen: Sie koloriert nicht die vorhandene Radierung, sondern übermalt sie mit einem völlig neuen Motiv, lässt dabei aber das Schwarz der Radierung für filigrane Schattierungen durch-schimmern, spielt mit der zugrundeliegenden Komposition, übermalt nicht die Bildränder der Radierung, sondern fasst die Farbe in den strengen Rahmen, den die Kupferplatte vorgegeben und ins Bütten gepresst hat.