Wir laden Sie herzlich ein zu unserer Ausstellung
Wenn das Gute liegt so nah:
Die bunte Eminenz Gisela Mott-Dreizler

8. April bis 8. Juni 2024
Mo – Fr 10.00 – 19.00 Uhr, Sa 10.00 – 17.00 Uhr
Büchergilde Buchhandlung & Galerie Frankfurt/Main

Selten waren unsere Haupt- und die Kabinettausstellung so eng miteinander verwoben wie in diesem Fall: Denn die Künstlerin Gisela Mott-Dreizler und der Drucker und Co-Verleger des „Verlags für Buchlunst Quetsche“, Reinhard Scheuble, waren von 1984 bis zu Scheubles Tod im Jahr 2020 ein kongeniales Buchkunst-Paar, das sich, wie sollte es anders sein, beim Drucken von Grafik im Berliner Künstlerhaus Bethanien kennenlernte. Ohne diese Verbindung hätte es möglicherweise die „Quetsche“ so gar nicht gegeben, denn allein 19 der ersten 50 Drucke des „Verlags für Buchkunst“ waren mit Orig.-Grafiken von Mott-Dreizler illustriert (und drei weitere von ihrer Tochter aus erster Ehe, Hanna Mott...).

Dass die Malerin und Druckgrafik-Meisterin Mott-Dreizler eigentlich noch entdeckt werden muss, klingt zunächst ein bisschen absurd, lässt sich aus der Struktur ihrer künstlerischen Arbeit erklären: Sichtbar gemacht wurde ihre Druckgrafik im doppelten Wortsinn durch Reinhard Scheuble, der sie druckte und verkaufte und ein unermüdlicher Propagandist der Quetsche-Bücher war – an seinen Buchmesse-Ständen kam niemand unangesprochen vorbei. Wahrgenommen wird das Buch, vor allem der Pressendruck, aber als Gesamtkunstwerk aus Text, Grafiken, Typografie, feinem Bütten, edler Bindung von Hand. Niemand hängt sich, so gern man es manchmal möchte, ein aufgeklapptes Buch an die Wand, um mit dem entsprechenden Bild zu leben.

So geriet die Wahrnehmung der „freien“ künstlerischen Arbeit Mott-Dreizlers ins Hintertreffen, dabei: sieht man die unglaublich farbigen, oft mit experimentellen Innovationen erzielten Bilder in den Büchern, liegt es doch so nah, dass es sich hier um die druckgrafische Arbeit einer Ausnahmekünstlerin handelt, die auch unabhängig von literarischen Vorlagen mit ihrer Kunst etwas zu sagen hat. Dem wollen wir mit unserer Ausstellung Raum geben – ihre Bücher zeigen wir aber natürlich auch!

ZU DEN ARBEITEN DER KÜNSTLERIN

Kabinettausstellung: Die Quetsche –
Verlag für Buchkunst, Witzwort

Quetsche, das klingt irgendwie nicht so sehr schön. Vor allem, wenn man nicht weiß, dass der Begriff im Süddeutschen, wo der Verleger und Drucker Reinhard Scheuble herstammt, synonym für Klitsche verwendet wird, eine etwas abfällige Bezeichnung für einen Druckerei-Kleinbetrieb, aber auch für eine Schankwirtschaft. Es begann also mit einer guten Portion Selbstironie, als der Leiter der Druckwerkstatt des Berufsverbandes Bildender Künstler (BBK) im Berlin-Kreuzberger Bethanien, Reinhard Scheuble, 1985 zusammen mit Gisela Mott-Dreizler ein eigenes „Label“, wie man das heute bezeichnen würde, begründete.

1946 im badischen Singen unweit des Bodensees geboren, fand Scheuble als Jugendlicher keinen großen Gefallen an der Schule, und als eine Druckerei einen Lehrling suchte, sattelte er kurzentschlossen um. Nach der Ausbildung ging er auf Wanderschaft, lebte in Hamburg, dann in Freiburg, wo er auf der Abendschule Versäumtes nachlernte, tagsüber als Drucker für den Herder-Verlag arbeitete. 1970 zog es ihn magisch in das unruhige Westberlin, wo er von 1980 bis 89 als Werkstattleiter der verbandseigenen Grafikdruckerei des Künstler-Verbands wirkte. Dort lernte er 1984 die Künstlerin Gisela-Mott-Dreizler kennen, die hier ihre Grafiken druckte. Eine folgenreiche Begegnung! ...

(Abb.: Orig.-Lithografie aus Franzobel/Helge Leiberg – Totentanz)

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Eine Gemeinschschaftproduktion der „Quetsche“ und der Büchergildschen „Drucke der Gutenberg Presse“

Eine wohl nicht mehr wiederholbare typografische Wunderleistung von Bernhard Jäger und Manfred Schulze

2017 kam es zu einem gemeinsamen Projekt der Quetsche mit der Büchergilde, genauer den Gutenberg Pressendrucken: Bernhard Jäger schuf zusammen mit dem genialen Schriftsetzer Manfred Schulz ein Figurenensemble, das komplett aus Bleisatz-Versatzstücken komponiert war. Wenn man weiß, dass das Bleisatzschiffchen d.h. der Rahmen, in dem eine Textseite aus Bleiletter-Zeilen gesetzt wird, zu 100 % auf rechten Winkeln basiert, wird einem angesichts der schrägen, teilweise tanzenden Figuren und Lettern geradezu schwindelig – Schrägen müssen durch Hunderte kleiner Bleiteile fixiert werden, damit sie beim Druck nicht verrutschen. Ein absolut einmaliges Buchkunstwerk, das heute wohl nicht mehr zu realisieren wäre: Schriftsetzer wie der leider verstorbene Manfred Schulz, der 2005 mit der Arbeit an diesem Werk begonnen hatte, sind nicht mehr aktiv.

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Kafkas Texte in edelster Gestalt 1:
Rainer Ehrt – Kafka ICH

Der 100. Todestag (am 3. Juni) des wirklich zeitlos aktuellen Schriftstellers bringt die Kampagnen-Maschine zum Laufen: Es gibt den wohl sehr berührenden Film über Kafkas letzte Liebe, die das düstere Bild vom früh Verstorbenen um die Facette seines Liebesglücks erweitert, und eine Flut biografischer Neuerscheinungen, vom Fotoalbum bis zu Rüdiger Safranski. Kafkas düsterste Prognose aber bleibt natürlich: „Vielleicht hört der Fußball jetzt überhaupt auf!“

Die Buchkunst braucht aber keine Kampagne, um Kafkas Werk in aufwändigster Manier zu würdigen, auch wenn Rainer Ehrts neues Künstlerbuch tatsächlich gerade frisch erschienen ist, es ist aber schon sein zweites Kafka-Buch...

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Kafkas Texte in edelster Gestalt 2:
Matthias Gubig –
Turmbau zu Babel

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Matthias Gubig hat in seinem 12. Spätdruck, der 2012 erschienen ist, den alttestamentarischen Text zum Turmbau zu Babel eingebettet in die zwei Erzählungen „Das Stadtwappen“ und „Von den Gleichnissen“ von Franz Kafka: Die Buchgestaltung ist, wie bei Gubig nicht anders zu erwarten, vom Allerfeinsten: Die Kafka-Texte auf festes Bütten in Linotype gedruckt, der Bibeltext in der Mitte im Handsatz auf dünnes China-Bütten, illustriert mit 5 ganzseitigen Orig.-Holzstichen. Diese Seiten sind mit rotem Außenrand bedruckt, sodass bei geschlossenem Buch ein Teilfarbschnitt in der Buchmitte sichtbar wird.

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Kafkas Texte in edelster Gestalt 3:
Mathias Roloff – Kafka 4

Mathias Roloff, 1979 geboren, studierte an der Universität der Künste Berlin, wo er Meisterschüler von Volker Stelzmann war. Er darf als einer der interessantesten „Newcomer“ in der Phalanx der Künstlerbücher-Schöpfer gelten. Sein Kafka-Druck mit 4 handgeschriebenen/radierten und illustrierten Erzählungen von Franz Kafka besteht komplett aus 16 Orig.-Kaltnadelradierungen!

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Kafkas Texte in edelster Gestalt 4:
Bengt Fossag illustrierte für die Büchergilde Kafkas „Der Prozeß“

Bengt Fosshag, geboren 1940, hat Grafik-Design studiert. Seit 1983 ist er freier Illustrator. Er ist international und national vielfach ausgezeichnet, unter anderem mit dem Golden Award of Montreux und dem Silbernen Löwen von Cannes. Im Jahr 2002 wurde er mit dem renommierten Art Directors Preis in Gold sowie dem Deutschen Designer Club Preis in Silber für seine Illustrationen in „Mord im Grünen“ ausgezeichnet. Bengt Fosshag lebt und arbeitet in der Nähe von Frankfurt.

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Kafkas Texte in edelster Gestalt 5: Svato Zapletals Pressendrucke "Ein Landarzt/Das Urteil"

„Schon seit Ende der neunziger Jahre trug ich mich mit der Idee, eine Erzählung von Franz Kafka zu illustrieren. 2009 war es so weit. Ich habe zwei frühe, eher expressionistisch – wenn nicht sogar surrealistisch (Ein Landarzt) – anmutende Texte von Franz Kafka ausgewählt, in denen sich schon, wie mir scheint, seine Einzigartigkeit offenbart. Die Mehrschichtigkeit der Texte ist offensichtlich, deshalb wählte ich auch eine Mehrschichtigkeit der Illustrationen. Ich habe daher zu den neun Farblinolschnitten noch unter jede Textseite einen Holzschnitt gedruckt, welcher die jeweilige Seite illustriert. Damit wollte ich eine Verstärkung des Ausdrucks erreichen, die tiefer liegende Schicht des Textes verdeutlichen. Dass diese Bilder, die unter jede der Textseiten gedruckt sind, eine blasse Färbung haben müssen, liegt auf der Hand. Die 37 Vorzeichnungen zu den Holzschnitten (für das Buch wurden 36 Holzschnitte benutzt) sind in einem „Zug“ entstanden, Seite für Seite gelesen und skizziert…“ Svato Zapletal

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Kafkas Texte in edelster Gestalt 6:
Originalithografien von Hermann Naumann

Um Hermann Naumann ist es – naturgemäß – still geworden, der 40 km östlich von Dresden lebende Künstler ist am 14. Febraur gesegnete 94 Jahre alt geworden. Er hat sich vor allem in der DDR intensiv mit dem Werk Kafkas beschäftigt, seine Illustration von „Betrachtung“ erschien als Lizenzausgabe auch bei der Büchergilde. – Wir verfügen über einige der Originallithografien, die für das Buch zur Illustration reproduziert wurden.

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Das neueste Buch von Matthias Gubig, und sein allererster „Spätdruck“

Matthias Gubig hat mit genialen Buchgestaltungen zum großen Erfolg der „Quetsche“-Bücher beigetragen. Er ist aber eben nicht nur Buchgestalter, das war seine professorale Tätigkeit, sondern in erster Linie Bildender Künstler, vielseitiger Druckgrafiker und verfügt zudem über die Doppel-, oder soll man sagen Dreifachbegabung, auch lesenswerte Texte zu verfassen. Das „Ständebuch“ und andere seiner Spätdrucke profitieren darüber hinaus von seiner Fähigkeit, ironisch zugespitzte Zeitkritik in passende Sprachform zu kleiden. In seinem neuesten Buch hat er verstreute eigene Texte zusammengefasst und orig.-grafisch illustriert, zudem sind bei ihm noch Exemplare seines allerersten „Spätdrucks“ von 2003 aufgetaucht!

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Petra Schuppenhauers Basel-Bilder

Der kleine 8-grad-Verlag in Freiburg gibt eine ganz eigene Art von Städte-Reiseführern heraus: Darin sucht man Sehenswürdigkeiten und Restaurant-Tipps vergeblich, man findet stattdessen ein Stadtportrait aus der Feder einer Schriftstellerin, eines Schriftstellers, das versucht, den Charakter der Stadt zu ergründen, den „Spirit“. Man sucht vergeblich farbige Fotos, man findet monochrome Illustrationen von Petra Schuppenhauer, im vorliegenden Fall in rhein-blau, wie auch die Textseiten. Ein Reiseführer, mit dem man gar nicht reisen muss und doch eine Stadt gut kennenlernt. Abgebildet ist der Orig.-Farbholzschnitt der Künstler-Vorzugsausgabe.

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Noch einmal zum Ende des Verlags Faber & Faber

Es sorgte auf allen Fluren der Leipziger Buchmesse für Gesprächsstoff, das Aus für den renommierten Leipziger Buchkunstverlag – aber halt! Stimmt diese Kategorisierung überhaupt? Betroffen im Sinne von schockiert ist die Buchkunstgemeinde, Faber war der letzte Publikums-Verlag, der mit den „Erstlingswerken deutscher Autoren des 20. Jahrhunderts“ Bücher mit orig.-grafischen Illustrationen in hohen Auflagen von mehreren hundert Exemplaren auf den Markt brachte. Was zu Zeiten von HAP Grieshaber, Hansen-Bahia, der Eremiten Presse in Westdeutschland, mit zahlreichen Büchern von Reclam Leipzig in der DDR Alltag war, ist leider längst zu einer Nischen-kultur geschrumpft, und nach dem Tod von Artur Dieckhoff gibt es auch die im Hamburger Museum der Arbeit gedruckten Holzschnittbücher der dortigen Schwarze-Kunst-Community nicht mehr.

Lesen Sie durch Klicken auf das Bild weiter – das Bild ist sinnigerweise eine Sisyphos-Variation von Klaus Süß zum 2. Faber-Verlagsalmanach von 1992.

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100 Jahre Büchergilde:
Große Buchwerbe-Plakate aus den 1970er-Jahren

Das große Selbstbewusstsein der Büchergilde, was ihre schönen Bücher betrifft, zeigte sich auch in einer Serie gewaltig großer Plakate (ca 70 x 100 cm), mit denen für einzelne Bücher geworben wurde – wo hat man nur diese Formate aufhängen können? In Gewerkschaftshäusern? In den Schaufenstern der eigenen Buchhandlungen, die gerade im Entstehen waren und das alte Betriebsvertrauensleute-System ablösten? Hier links Werbung für das erste Buch, das Michael Mathias Prechtl für die Büchergilde illustrierte

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Neu in den letzten 14 Tagen

Wir haben einen Service auf grafikbrief.de eingerichtet: Ein Link auf der Startseite „Neu in den letzten 14 Tagen“ verschafft Ihnen mit einem Klick eine Übersicht, bei welchen unserer ca. 250 Künstler/inne/n, Druckpressen, Verlage und Themen wir Neues eingestellt haben. Alles, was hier in der Übersicht des aktuellen Grafikbriefs neu ist, findet sich dort nicht, denn das würde sehr unübersichtlich werden.

Wenn Sie den hier abgebildeten Holzschnitt von Bernd Zimmer hier nicht mehr sehen, weil seine 14 Tage abgelaufen sind: Schauen Sie bitte unter Themen / Farbholzschnitte.

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