Tanya Ury

Dass Tanya Ury 1951 in London geboren wurde und nicht in Köln, dafür haben die Nazis „gesorgt“, die ihren Großvater, den Dramatiker Alfred H. Unger 1936 ins Exil trieben. Viele Mitglieder von Tanya Urys Familie, zu der auch der bedeutende impressionistische Maler Lesser Ury (1860–1931) gehört, wurden von den Nazis ermordet. Ury hat trotzdem – nach dem Studium am Exeter College of Art and Design in Exeter und an der Universität Reading – 1993 ihren Lebensmittelpunkt in Köln genommen. Die Künstlerin thematisiert immer wieder auf eindrückliche Weise Verbrechen der Nazizeit – so nähte sie sich 2004 mit schwarzem Garn das Wort Boss in ihre linke Handinnenfläche, um an die Zwangsarbeiterinnen zu erinnern, die Nazi-Uniformen für die Firma Boss herstellen mussten. Die Fotoarbeiten für die Büchergilde entstanden im Stasi-Gefängnis in Berlin-Hohenschönhausen. Schonungslos stellt sich die Künstlerin selbst als Täterin und als Opfer dar. Und bezieht diese Doppelidentität durchaus nicht nur auf die dargestellte Situation.