Katrin Stangl - Das Glück des Lesens. Ausstellung 2025

Büchergilde Buchhandlung & Galerie Frankfurt/Main, 18.3. bis 17.5.2025

Ihr erstes Buch überhaupt (von inzwischen mehr als 35) hat Katrin Stangl 2001für die Büchergilde illustriert, Ray Bradburys „Fahrenheit 451“, als Gewinnerin des allerersten Büchergilde-Gestalterpreises (Mitglied der Jury, die sie auswählte, war seinerzeit auch Hans Ticha). Inzwischen aber kennt sozusagen jedes Kind ihre bildnerische Handschrift. Nicht nur, weil sie auch preisgekrönte Kinderbücher geschaffen hat, sondern weil sie zu den wenigen ausgewählten Grafiker/inne/n und Künstler/inne/n zählt, die vom Bundesfinanzministerium eingeladen werden, Entwürfe für Briefmarken der Deutschen Post zu gestalten. Aktuell können Sie Ihre Briefe mit der von Stangl entworfenen 85 ct-Marke „Gebärdensprache“ frankieren (jetzt leider + 10 ct).

Anlass unserer aktuellen Ausstellung aber ist ihr neuestes Buch, „Das Glück des Lesens“, das am 17. März, einen Tag vor unserer Ausstellungseröffnung erscheinen wird: eine von Marie Bernhard herausgegebene Anthologie, in der z.B. Virginia Woolf fragt, wie man ein Buch lesen soll, Hans Fallada von seltsamen Leerstellen im Regal berichtet, Theresia Walser ihre „Büchermauer“ beschreibt und Günter de Bruyn erzählt, wie er zur Literatur kam. Illustriert ist es mit 15 farbigen Lesebildern von Katrin Stang, für die sie ebensoviele Orig.-Linolschnitte geschaffen hat. Diese sind schwarz-weiß, wurden von ihr eingescannt, und am Computer kam dann die Farbe in die Druckvorlagen. Unsere Ausstellung zeigt die schwarzweißen Orig.-Linolschnitte.  

Katrin Stangl, die 1977 in Filderstadt geboren wurde und in Lindau/Bodensee aufgewachsen ist, zog es schon ihr ganzes Leben lang in die Ferne: Direkt nach dem Abitur absolvierte sie 1997 ein halbjähriges Praktikum in Südindien, dorthin kehrte sie 2016 mit einem vom Goethe Institut Delhi geförderten Arbeitsstipendium zurück. 2005 ging sie mit Unterstützung des DAAD für ein Semester nach Brasilien zum renommierten Holzschneider und Verleger José F. Borges. Bildideen und Eindrücke brachte sie auch von ihren Reisen nach Madagaskar, einer Jurorinnentätigkeit im Emirat Sharjah oder Ausstellungen u.a. in Shanghai, Bilbao, Tel Aviv, Kiew, Bologna, Le Havre und Montreux mit. 

Ihre Bücher wurden ins Französische, Italienische, Koreanische, Chinesische, Schwedische, Niederländische, Tschechische und Englische übersetzt. Die italienische Ausgabe ihres Buches „Stark wie ein Bär“ setzte ein Lega-Bürgermeister in Venedig auf eine Liste mit 49 Büchern, die für die Kindergärten dort verboten wurden. Eine zweifelhafte Auszeichnung, besser war da der Große Preis der Stiftung Buchkunst, mit dem ihr Buch „Schwimmt Brot in Milch?“ zum schönsten Buch des Jahres 2018 gekürt wurde. Weitere Illustrationspreise waren 2003 der Hans-Meid-Förderpreis für Buchillustration, 2004 der Birkner-Preis für Illustration, 2010 das Troisdorfer Bilderbuchstipendium sowie zahlreiche Auszeichnungen durch die Stiftung Buch-kunst, übrigens auch gleich für ihr erstes Buch „ Fahrenheit 451“ in der Büchergilde.

Katrin Stangl studierte 1998 bis 2004 an der Hochschule für Grafik und Buchkunst bei Thomas M. Müller und Volker Pfüller, dessen Meisterschülerin sie bis 2006 war. Schon während ihres Studiums lehrte sie selbst an der Abend-akademie der Hochschule. Es folgten Lehraufträge an der Folkwang Universität Essen und der Fachhochschule Mainz, wo sie auch ein Jahr lang eine Vertretungsprofessur inne-hatte. Seit 2014 unterrichtet sie im Rahmen eines Lehr-auftrags Illustration an der FH Aachen. Seit 2007 lebt Katrin Stangl als freischaffende Künstlerin mit ihrem Mann und ihren drei Kindern in Köln.

Katrin Stangl gehört zu den wenigen kompletten Künstler/ inne/n im Genre Druckgrafik und Illustration, die in allen Techniken und Medien zu Hause sind. Von allen Auszeichnungen und Stipendien liebt sie am meisten die, wo sie für einige Wochen ungestört in einer Druckwerkstatt arbeiten kann. Das bietet ihr Raum für Experimente und die Entwicklung neue Wege. In unserer Ausstellung zeigt sie u.a. vier große Lithografien, die kürzlich in Werkstattstipendien im Druckkunstmuseum Leipzig und in der Steindruckerei Bauer in Köln entstanden sind. Natürlich werden alle 15 Lese-Linolschnitte zu sehen sein sowie neue Radierungen und eine Auswahl ihrer Bücher und Vorzugsausgaben, vom Tollen Heft bis zum letzten Exemplar der Vorzugsausgabe des für venezianische Kindergärten indizierten „Stark wie ein Bär“.