Susanne Theumer zum 50.: Die Lichtsehende. Ausstellung 2025
Büchergilde Buchhandlung & Galerie Frankfurt/Main
18.3. bis 17.5.2025
Wer als Künstler/in Schwarz-Weiß arbeitet, hantiert mit purem Licht. Die Kunst ist, mit den Mitteln der Nichtfarbe, das sind Schwarz und Weiß qua Definition, beim Betrachtenden dennoch Eindrücke einer farbigen Realität zu erzeugen. In den Kohlezeichnungen und Radierungen von Susanne Theumer wirkt das Licht so intensiv und sinnlich, dass ein Bild allein dadurch im Gedächtnis haften bleibt.
Das hat sicherlich auch etwas mit der Arbeitsweise der Künstlerin zu tun: Sie zeichnet und radiert vor Ort. Als wir vor zwei Jahren in unserer Ausstellung „Lost places“ ihre Zeichnungen von zerfallenden Fabrikgebäuden ausgestellt haben, schrieb sie dazu:
„Wenn ich so ein Gebäude entdecke, steige ich dort ein, es klappt fast immer, auch wenn es verboten ist. Einmal hatte ich auch Polizeibesuch... Doch es muss vor Ort geschehen! Ich zeichne auf dem Boden sitzend, ca. 3 Stunden arbeite ich vor Ort daran, mit den großen Radierplatten gehe ich meistens mehrere Tage an dieselben Stellen und arbeite daran weiter. Vor Ort ist die Stimmung, sind die Geräusche, die Begegnungen mit anderen Beobachtern und Tieren, das Licht, das Wetter insgesamt, das Erfühlen des Ortes etwas ganz Wesentliches und Authentisches, alles muss in die Zeichnung. Nur das Wenigste bearbeite ich im Atelier weiter, oder in der Druckwerkstatt.“ Gerade ist die Künstlerin von einem Arbeitsaufenthalt im Niemeyer-Holstein-Atelier auf Usedom zurück, und natürlich drang sie, wo sie schon mal in der Nähe war, unbefugt auf das Gelände der „Heeresversuchsstelle“ vor, wo noch gruselige Nazibaurelikte zerfallen.
Susanne Theumer wurde 1975 in Halle/Saale geboren und studierte dort 1993 bis 2002 bei den Professoren Frank Ruddigkeit und Thomas Rug an der Hochschule für Kunst und Design Burg Giebichenstein. Seit 2004 arbeitet sie als freischaffende Künstlerin und lebt mit ihrem Mann, dem Bildhauer Carsten Theumer, und ihren zwei Kindern in Höhnstedt bei Halle.
Für diese Ausstellung aus Anlass ihres im April bevorstehenden 50. Geburtstags haben wir uns auf Landschaftsarbeiten der Künstlerin fokussiert, die auch nur so vor Licht strotzen: In ihrer Radierung „Blasse Tage (zu Mascha Kaléko)“, siehe oben, sieht man ein altertümliches Auto auf einer Straße fahren, die weiß ist – nein, sie ist nur vermeintlich weiß, in Wahrheit glänzt sie, und wir wissen sofort: Dort ist es gerade klatschnass. Aus diesen Bildern können wir etwas über unser eigenes Sehen lernen. Vor allem aber sind sie der reine Sehgenuss!